# Phase 5 – Die Thesen

(6 Wochen vor der Wahl)

Verwendet die Themen und Informationen der Phase 4, um einen Workshop mit dem Team und der Wähler:innengruppe durchzuführen. In diesem Workshop erarbeitet ihr eine Reihe von Thesen.

  • Plant den Workshop: welche Methoden möchtet ihr verwenden? Lehrer:innen sind hier sehr hilfreich!
  • Welche Materialien werdet ihr benötigen? Whiteboards, Stifte, Papier, etc.
  • Wieviele Thesen sollen erarbeitet werden? Die meisten Wahlkompasse sammeln in dieser Phase etwa 50, einige bis zu 100 Thesen (für Landeswahlen).
  • Der Workshop wird mindestens ein paar Stunden dauern. Versorgt eure Gäste mit Pausen, Mittagessen, Snacks und Kaffee.
  • Sammelt alle Thesen in einer Liste und vergesst nicht, an den Formulierungen zu arbeiten.
    • Ist die These für jede:n leicht verständlich?
    • Ist die Formulierung unparteiisch?
    • Sind alle Formulierungen stylistisch einheitlich?
    • Ist die Länge angemessen?

# Tipps

# Was macht eine gute These aus?

# Einfach zu verstehen

Eine These sollte natürlich leicht verständlich sein. Bevorzugt einfache Wörter und kurze Sätze. Wenn ihr bemerkt, dass ihr häufig Nebensätze verwendet, könnte dies ein Zeichen sein, eure Thesen zu kompliziert sind.

# Unvoreingenommen

Stellt sicher, dass eure Thesen nicht voreingenommen sind oder Begriffe / Ausdrücke verwenden, die von einer bestimmten Partei geprägt wurden.

Zum Beispiel: Obwohl der Klimawandel eine Krise ist, kann die Verwendung des Wortes "Krise" voreingenommen sein oder mit Fridays For Future assoziiert werden. Daher ist es wahrscheinlich am besten, diesen Begriff zu vermeiden und ein objektiveres Wort zu finden.

# Konsistenter Stil

Nachdem ihr viele Thesen erstellt habt, werdet ihr vielleicht feststellen, dass die meisten einem gewissen Stil folgen. Dies könnte eine Bestimmte Art sein, Sätze zu bilden, Nutzer:innen anzusprechen, Satzzeichen zu setzen, bestimmte Worte zu nutzen und so weiter. Der Stil sollte für alle Thesen konsistent sein.

# Fokus auf politische Maßnahmen

Bei den Thesen sollte es nicht um ideologische Werte gehen, sondern um tatsächliche politische Maßnahmen.

Schlechtes Beispiel: "Umweltverschmutzung sollte bekämpft werden"

Diese Aussage ist völlig vage. Die Wähler:innen können daraus kein politisches Wissen gewinnen, da sie ideologisch höchstwahrscheinlich schon wissen, wo die Parteien stehen. Was noch schlimmer ist: Wähler:innen können diese These sehr unterschiedlich interpretieren. Seit also konkreter.

Besser: "Alle Kernkraftwerke sollen bis Ende 2015 geschlossen sein"

# Fokus auf einzelne Themen

Die Thesen sollten nicht mehrere Themen behandeln. Es ist sehr einfach, versehentlich zwei Thesen zusammenzuführen. Und das macht sie schwer zu beantworten. Jede These sollte sich auf eine Maßnahme beziehen und nicht zwei oder mehr vermischen.

Schlechtes Beispiel: "Harte und weiche Drogen sollten für den persönlichen Gebrauch legalisiert werden"

In diesem Beispiel sind die Wähler möglicherweise mit weichen, aber nicht mit harten Drogen einverstanden. Wie sollen sie antworten? Fokussiert eure Thesen!

Besser: "Weiche Drogen sollten für den persönlichen Gebrauch legalisiert werden"

# Quantifizierungen vermeiden

Thesen sollten Quantifizierungen vermeiden.

Schlechtes Beispiel: "Öffentliche Plätze sollten mehr Überwachungskameras haben"

Diese These sieht zunächst gut aus. Sie ist klar und kurz. Aber was ist, wenn ich nicht zustimme? Was bedeutet es, wenn ich diese Aussage ablehne? Es könnte bedeuten, dass ich die Anzahl der Kameras akzeptabel finde. Oder es könnte bedeuten, dass ich völlig gegen sie bin. Es ist nicht eindeutig und das macht es schwierig, Parteien und Wähler korrekt zuzuordnen. Es ist oft schwierig, eine Quantifizierung zu vermeiden, aber manchmal kann es helfen, dem eigentlichen Problem auf die Spur zu kommen. Vielleicht fühlen sich manche Menschen nachts auf öffentlichen Plätzen nicht sicher.

Besser: "Öffentliche Plätze in unserer Stadt sind nachts sicher"

# Qualifikationen vermeiden

Thesen sollten auch Qualifikationen vermeiden.

Schlechtes Beispiel: "Homo-Ehen erhalten die gleichen Rechte wie Hetero-Ehen (z. B. Kinder adoptieren)"

Dies wurde aus dem Wahl-O-Mat von 2002 übernommen und obwohl es nur ein Beispiel sein sollte, macht es die These schwieriger, sowohl für die Wähler:innen als auch für den Matching-Algorithmus. Wähler könnten homosexuelle Ehen unterstützen, aber eine Linie ziehen, wenn es um Adoption geht. Was also sollen sie antworten? In diesem Fall könnte es hilfreich sein, genauer zu werden oder teilen die These gar in zwei separate Thesen aufzuteilen.

Besser: "Homosexuelle Ehen sollten das Recht haben, Kinder zu adoptieren"